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Meinem Genuss von Matcha folgte recht bald die Leidenschaft für Chawan. Die Schönheit dieser groben japanischen Teeschalen erschloss sich mir nicht sofort. Es brauchte eine Weile, bis ich in diesen rauen, schlichten, nicht perfekten Schalen die urhafte Kraft erkannte, die mich heute so fasziniert.

Wabi-Sabi (侘寂) ist eine japanische Philosophie, eine Lebenshaltung – und das Erkennen der Ästhetik im Unvollkommenen und Asymmetrischen, dessen Schönheit sich vor allem in seiner rauen Schlichtheit und Bescheidenheit offenbart.
Eine gelungene Chawan (茶碗) verkörpert im besten Sinne Wabi-Sabi; sie wird intuitiv verstanden und strahlt tiefe Ruhe aus – in ihrer Unvollkommenheit sieht der Betrachter keine Fehler – sie überzeugt, weil sie in ihrer Präsenz harmonisch ist.

Ich arbeite ohne elektrische Drehscheibe, da die Schnelligkeit, mit der eine Teeschale darauf entsteht, meines Erachtens nicht zum Wesen einer Chawan passt. Auch gestalte ich nicht mit der sog. Wulsttechnik (Himo-Zukuri), da ich den Gedanken nicht mag, eine Chawan aus mehreren Teilen Ton herzustellen. Ich forme nahezu alle Stücke in der Tebineri-Technik. In meinem Verständnis für eine Chawan passt es am besten zu ihr, in aller Ruhe und aus einem einzigen Stück Ton geformt zu werden. Manchmal wende ich auch die Shojiro-Technik an, d.h. ich schneide die Chawan mit einem Schlingmesser im lederharten Zustand aus einer nur grob vorgeformten Schale heraus.
Die Unregelmäßigkeit einer Chawan soll in meinen Augen ausschließlich daraus enstehen, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, in dem man aufhört, an ihr zu arbeiten. Alle meine Schalen werden im Gasofen in kurzer Zeit (Raku – 楽焼) bei 1000 °C gebrannt, glühend aus dem Ofen geholt und in Sägespänen reduziert. Das Ergebnis ist unvorhersehbar und immer eine Überraschung.

Am glücklichsten bin ich über das Ergebnis immer dann, wenn ein Stück von mir so aussieht als sei es so “gewachsen”, stünde es in der Natur.

Matcha aus einer Chawan zu genießen – auch ohne Zeremonie – bedeutet innehalten, in Achtsamkeit, bewusstem Atem und Stille.

Namasté
Anna Keil

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Wabi-sabi (侘寂) is a Japanese aesthetic or philosophy that sees beauty in the imperfection, simplicity and modesty of things.
It is perfectly represented by a Chawan (茶碗), the japanese tea bowl used in tea ceremonies with Matcha. Each Chawan is unique and when made well, expresses dignity and wisdom.

Slowly and mindfully I form all of my pieces out of one piece of clay in a process called Tebineri. I do no coil-building (himo zukuri) because I don’t like the idea of making a Chawan out of many pieces of clay and I don’t use an electric wheel because in my eyes its speed does not fit the nature of a Chawan.
Each piece is fired in my gas-kiln and reduced in sawdust. The result is unpredictable and is always a surprise.
I am happiest when a Chawan looks like it grew or somehow just appeared in nature.

Lately, I have been wondering about my endless fascination with producing Chawan –
I think it’s my little way of giving peace to the world. A person who is drinking Matcha out of a Chawan is in deep peace – at least, for that moment.

Namasté
Anna Keil

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J’aime les céramiques irrégulières – comme sorties de la nature.
C‘est pourquoi je crée principalement des céramiques de thé japonais, particulièrement des chawans, bols japonais, utilisés dans la cérémonie du thé au Japon.
Un chawan représente idéalement «wabi-sabi»: le concept japonais de la beauté – l’ esthétique de la non perfection, de la rugosité et de la simplicité.
Chacun de mes chawans est unique, modelé à partir d’une boule d’argile, pincé entre les doigts, selon la technique Tebineri.
Les pieds sont sculptés avec une mirette.
Je n’utilise pas la technique du colombin (himo zukuri) car je n‘aime pas l’idée de monter les chawans avec plusieurs pièces d‘argile.
Je n’ utilise pas non plus de tour électrique, car à mes yeux, sa vitesse de rotation ne correspond pas à la nature même d‘un chawan.

Tous mes chawans sont cuits dans un four à raku, et sont ensuite enfumés dans de la
sciure de bois.

Les résultats sont imprévisibles et toujours une surprise.

Namasté
Anna Keil

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